Rom

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Louis und Zélie Martin sind Heilige!

"Jeden Tag zu Opfer und Hingabe bereit sein." (Papst Franziskus)

Erstmals in der Geschichte ist ein Ehepaar heiliggesprochen worden, das nicht den Märtyrertod starb. Damit entsteht auch die erste heilige Familie der Neuzeit.
Louis und Zélie Martin sind für uns ein Vorbild. Durch ihre Heiligsprechung zeigt uns Papst Franziskus, wie die Ehe ein Weg zur Heiligkeit sein kann. Wir Christen sollen uns inspirieren lassen von zwei Menschen, die als Eheleute die Freude des Evangeliums gelebt haben.
Für Louis und Zélie bildete Gott stets den Mittelpunkt, die Liebe zu Gott stand an erster Stelle, vor ihrer ehelichen Liebe zu ihren Kindern. Sie unternahmen nichts, ohne Gott in ihr Tun einzubeziehen, sei es in der Verrichtung ihrer täglichen Arbeit, in der Erziehung ihrer Kinder, in ihrer Freizeit und natürlich vor allem in ihrem religiösen Leben, das ihnen besonders wichtig war im Hinblick auf den Nächsten. Nächstenliebe war für sie eine der höchsten Formen, Gott ihre Liebe zu zeigen und das Evangelium bewusst zu leben.
Zélie, die das Schreiben liebte, hat uns eine große Korrespondenz hinterlassen, die an ihren Mann, vor allem aber an ihren Bruder und ihre Schwägerin in Lisieux gerichtet ist. Einige Beispiele sollen hier erwähnt werden.
Am 1. Januar 1863 schrieb sie an ihren Bruder:
"Der liebe Gott beschützt all die, die Vertrauen in ihn haben. Noch nie ist jemand von ihm verlassen worden. (...) Ich bin immer noch sehr glücklich mit meinem Mann. Das Leben mit ihm ist angenehm. Er ist für mich ein Heiliger. Ich wünschte für das Neue Jahr, alle Frauen hätten so einen Mann wie ich ihn habe."
11. März 1864 an ihren Bruder:
"Der liebe Gott lädt einem nur soviel auf, wie man ertragen kann."
28. März 1864 an ihren Bruder:
"Nein, das Glück kann nicht hier sein und es ist ein schlechtes Zeichen, wenn alles gelingt. Gott hat in seiner Weisheit gewollt, dass wir uns daran erinnern, dass die Erde nicht unsere wirkliche Heimat ist."
31. August 1873 von Lisieux aus an ihren Mann:
"Es wird mir sehr lang, bis ich wieder bei dir bin, mein lieber Louis. Ich liebe dich aus ganzem Herzen und fühle, wie sich meine Liebe verdoppelt durch die Entbehrung deiner Gegenwart; es wäre mir unmöglich, fern von dir zu leben (...). Ich umarme dich, wie ich dich liebe."
Die gesamte Korrespondenz ist nachzulesen in:
Briefe, Zélie Martin, Mutter der heiligen Therese von Lisieux, Johannes-Verlag, Leutesdorf, 2. Auflage 1985, ISBN 3-7794-0941-0

Louis Martin seinerseits verkörpert Väterlichkeit und Zuverlässigkeit. Er steht treu zu seiner Familie. Alles, was er tut, beruht auf der Basis seines Glaubens, den er nicht müde wird, an seine Töchter weiterzugeben.
Louis Martin ist eher schreibfaul, aber, da er viel unterwegs ist, schreibt er nach dem Tode seiner Frau seinen Töchtern, nach denen er sich sehnt. Hier einige Beispiele:
München, 25. September 1885 an Marie:
"Also, meine lieben Töchter, bleibt immer meine Freude und mein Trost auf der Erde und hört nie auf, dem Herrn zu dienen. Er ist so groß und bewundernswert in seinen Werken!"
Rom, 27. September 1885 an Marie:
"Ich empfehle euch alle der Gnade Gottes und bete jeden Tag für euch im Petersdom. Ich kann nicht aufhören, an eure Mutter zu denken."
Mailand, 6. Oktober 1885 an Marie:
"Alles, was ich sehe, ist herrlich, aber es bleibt nur eine irdische Schönheit und unser Herz ist durch nichts übersättigt, wenn man nicht die unendliche Schönheit sieht, die Gott ist."
Selbst die Krankheiten, die beide ereilen und die zum Tode führen, lassen das Ehepaar Martin unerschütterlich in ihrem Glauben. Sie verlieren nie ihr Vertrauen in den liebenden Gott. Zélie Martin starb am 28. August 1877 mit nur 45 Jahren an Brustkrebs. Bei ihrer Exhumierung konnte man die vielen kleinen Löcher in ihren Knochen sehen, die der Brustkrebs verursacht hat, so dass die Ärzte einhellig der Meinung waren, dass diese Frau sehr gelitten haben muss. Aber nie hat sie sich beschwert, sie hat ihr Schicksal akzeptiert, weil sie sich in Gottes Hand aufgehoben fühlte.
Mit der Zeit fällt Louis Martin einer davon schreitenden Demenz zum Opfer. Er wird im Sanatorium in Caen untergebracht. Im Mai 1892 nimmt die Familie Guérin Louis zu sich, dann, im Juli, wohnt er zusammen mit Léonie und Céline in der Rue Labbey in Lisieux. Die Beine des Kranken tragen ihn nicht mehr. Am 27. Mai 1894 erleidet Louis einen Anfall. Sein linker Arm ist gelähmt. Er empfängt das Sakrament der Krankensalbung. Am 5. Juni kommt eine Herzkrise hinzu. Louis Martin stirbt am 29. Juli 1894 im Beisein seiner Tochter Céline und wird am 2. August in Lisieux beerdigt. Auch er starb in der Gewissheit des Sich-Fallen-Lassen-Könnens in Gottes barmherzige Arme.
Nicht ohne Grund sagte die heilige Therese von ihren Eltern:
"Der liebe Gott hat mir einen Vater und eine Mutter gegeben, die mehr des Himmels als der Erde würdig waren."
Nicht ohne Grund hat die Kirche dieses Ehepaar heiliggesprochen.
Zu ihrem vorbildlichen Leben kommt die Tatsache hinzu, dass nachweislich Wunder an kleinen Kindern geschehen sind, die laut Ärzte dem Tod geweiht waren, die aber durch inständiges Beten ihrer Familien zu dem Ehepaar Louis und Zélie Martin genesen sind, eine Genesung, die kein Arzt mit medizinischen Mitteln nachvollziehen kann.

So führte bereits die Heilung des kleinen Pietro Schilirò aus Italien am 19. Oktober 2008 zur Seligsprechung des Ehepaares. Pietro wurde 2001 mit einem Lungendefekt geboren und konnte nicht selbstständig atmen. Die Eltern beteten mehrmals eine Novene zu den Eltern der heiligen Therese und innerhalb von 40 ! Tagen öffneten sich die Lungenbläschen und Pietro gelang es immer mehr, ohne Fremdbeatmung auszukommen.
Ein weiteres Wunder konnte an der kleinen Carmen aus Valencia festgemacht werden. Carmen wurde am 15. Oktober 2008 nach 28 schwierigen Schwangerschaftswochen geboren. "Machen Sie sich aufs Schlimmste gefasst", waren die Worte der Hebamme. Komplikationen aufgrund der Frühgeburt nahmen zu: Atemnot, Herzerkrankung, Blutvergiftung, innere fortgeschrittene Gehirnblutungen etc. Da das Kind am Namenstag der heiligen Theresia von Avila geboren wurde, begibt sich der Vater außerhalb der Stadt zu einem Karmelkloster. Die Schwestern nehmen sich seiner an. Jeden Sonntag kommen die Eltern zu ihnen in die Messe und fahren gleich wieder zum Krankenhaus.
Ende November schien alles hoffnungslos. Zum ersten Mal darf die Mutter ihr Baby berühren, der Brutkasten bleibt offen. Die Familie beginnt, sich über die Beerdigung Gedanken zu machen.
Am 23. November überreicht die Priorin des Karmels den Eltern ein Gebet an Louis und Zélie Martin in spanischer Sprache. Die Eltern kennen das Ehepaar Martin überhaupt nicht.
Schon am anderen Morgen findet eine unverhoffte Wendung statt. Carmen hat überlebt, die Infektion hat man im Griff. Sie beginnt, sich zu erholen und kann das Krankenhaus am 2. Januar 2009 verlassen.
Etwas Bedenkliches bleibt allerdings zurück: Die Gehirnblutung verursacht weiterhin Schmerzen. Eine erneute Untersuchung ist für den 19. Februar anberaumt. Eventuell muss operiert werden. Erneut werden die Eltern Martin um Hilfe angefleht und wie ein Zufall kommt der Reliquienschrein der Eltern auf seiner Reise in Llerida vorbei. Der Vater von Carmen, ihr großer Bruder Ismael (geboren 2004) und die Großväter begeben sich dorthin, um zu danken und erneut zu bitten. Die Karmelitinnen unterstützen sie von ihrem Kloster aus im Gebet. Einige Tage später zeigt die Ultraschalluntersuchung, dass die Gehirnblutung verschwunden ist. Man kann nur noch Narben erkennen. Was am meisten überrascht und was die Mediziner nicht erklären können: Es gibt keine neurologischen oder motorischen Spätfolgen.
Diese unerklärbare Heilung ist in Rom von Papst Franziskus am 18. März 2015 anerkannt worden.
Reaktion von Carmens Eltern auf diese Ankündigung:
"Die Neuigkeit, die seligen Eltern Louis und Zélie Martin heilig zu sprechen, erfüllt uns mit großen Emotionen, großer Freude und Dankbarkeit. Was uns betrifft, so sind sie Teil unserer Familie geworden, seit wir zu ihnen gebetet haben und sie beim Herrn die Genesung unserer Tochter erfleht haben. Das Ehepaar Martin ist ein Beispiel des Familienzusammenhalts, dessen Basis die Liebe und der Respekt den Kindern gegenüber ist. Und wir können, Dank ihnen, diese Werte unseren beiden Kindern vermitteln."
Schöner und besser hätte man es nicht sagen könne.