Therese 120 Jahre tot
Der heilige Bezirk in Lisieux begeht jedes Jahr, und das seit 1923, dem Jahr der Seligsprechung Thereses, feierlich den Todestag der Heiligen. Aber in diesem Jahr (2017) war es ein besonderes Fest. Vom 30. September bis zum 8. Oktober erinnerte man daran, dass Therese vor genau 120 Jahren "ins Leben eintrat", wie sie selbst sagte. 30 000 Besucher aus ganz Frankreich und dem Ausland wurden erwartet. 77 Gruppen haben sich angemeldet, darunter 32 aus dem Ausland, u.a. aus Irland, Holland, Brasilien, Indonesien, um nur einige zu nennen.
Aber eine ganz besondere Verbindung gibt es zwischen Therese und den Philippinen. Aus diesem Grund übernahm Kardinal Luis Antonio Tagle, Erzbischof von Manila, den Vorsitz im Eröffnungsgottesdienst in der Basilika. Kardinal Tagle wird liebevoll der "Papst von Asien" genannt, denn er ist eine markante und liebenswürdige Persönlichkeit. Bei seiner Nominierung war er einer der jüngsten Kardinäle der Welt.
Aber auch aus politischer Sicht gibt es eine enge Verbindung zwischen Therese und den Philippinern. Während der Revolution 1986 gegen die Diktatur von Ferdinand Marcos haben die Philippiner in ihrer Not die Gottesmutter und die heilige Therese um Hilfe angerufen. Die Soldaten haben sich unter ihren Schutz gestellt. Seither gibt es eine enge Bindung zwischen dem philippinischen Volk und der Heiligen von Lisieux. Aus Dank wurde Therese ein Mosaik geschenkt, das in der Basilika zu bewundern ist.
Zu Beginn dieses Jahres sind die Reliquien der heiligen Eltern, Louis und Zélie Martin, nach Asien gereist, auch auf die Philippinen, ein Grund mehr, dass die Philippiner aus Dankbarkeit jetzt mit Kardinal Tagle nach Lisieux gekommen sind.
Ein gut organisiertes und reichhaltiges Programm erwartete die Gläubigen. In einer Prozession, an der ca. 4000 Menschen teilnahmen, wurden die Reliquien der heiligen Therese zunächst vom Karmel in die Basilika und später in die Kathedrale St. Pierre gebracht.
Laudes, Gottesdienste, Andachten, Komplet, Vorträge, Beten des Kreuzwegs, Vespern, Lichterprozessionen, Führungen, Anbetung, Konzerte u.v.m. erwarteten die Gläubigen. Ein ganz besonderer Tag war der Samstag, der 7. Oktober. Er wurde ganz den kranken und behinderten Menschen gewidmet. Auch wurde ihnen die Krankensalbung zuteil.
Am 25. September 1897 sagte Therese zu ihrer Schwester Pauline: "Es ist leicht, schöne Dinge über das Leiden zu schreiben; aber Schreiben ist nichts, nichts! Man muss drinnen sein, um zu wissen!"
Therese kennt Prüfung, Schmerz, Angewiesensein auf andere, Demütigung, Schwäche, Einsamkeit, Ängste, Zweifel ... die Liste ist lang. Deswegen ist und bleibt Therese die Fürsprecherin für denjenigen, der treu an ihre Hilfe glaubt. Sie ist in ihrer unendlichen Liebe zu Gott nie müde geworden.
Am 2. August 1897 fällt ihr im Gespräch mit ihrer Schwester Pauline die Strophe eines ihrer Gedichte ein, das sie "Meine Freude" genannt hat:
"Lange noch will ich leben,
Herr, wenn du's so gedacht,
dir nach zum Himmel streben,
wenn es dir Freude macht.
Die drüben die Himmlischen erben, die Liebe verzehrt mich schon hier.
Was kümmert mich Leben, was Sterben, mein Glück ist die Liebe zu dir."
(Deutsche Übersetzung nach Hans Urs von Balthasar)