Wohnhaus in Semallé
Wohnhaus der Familie Taillé in Semallé für Besichtigung offen
Kaum einen Monat nach ihrer Geburt war Therese so krank und schwach, dass man um ihr Leben fürchtete. Der Arzt riet Frau Martin ab, Therese stillen zu wollen, denn sie war aufgrund des schon fortgeschrittenen Brustkrebses dazu nicht mehr in der Lage.
Mitte März 1873 suchte Zélie eine Amme, um Therese zu retten. Sie erinnerte sich an Rose Taillé aus Semallé, die schon ihren kleinen Sohn Joseph stillte.
"Schließlich versuchte ich an dem Abend, mir um jeden Preis eine Amme zu verschaffen, als mir eine Frau einfiel, die ich besonders gut kenne und in jeder Hinsicht schätze." (Brief an ihre Schwägerin im März 1873)
Im Mai 1873 schreibt Zélie wiederum an ihre Schwägerin: " ... ich bin sehr zufrieden mit dieser Frau, kaum eine pflegt die Kinder wie sie."
Therese nahm an Kräften zu; die frische Landluft tat ihr gut; sie ging mit ihrer Amme auf die Felder, ließ sich von der Sonne bräunen. Hier wurde der Grundstein für ihre Liebe zur Natur, zu den Blumen und Tieren gelegt. Donnerstags ging Frau Taillé immer zum Markt nach Alenςon, um ihre Butter zu verkaufen. Therese blieb stets in ihrer Nähe und weinte, wenn sie sie aus den Augen verlor. Die kleine Therese erhielt Besuch von ihrer Familie, sooft sie es einrichten konnte.
Komplett geheilt, zog Therese am 2. April 1874, also nach 13 Monaten, von der Familie Taillé verhätschelt, wieder zu ihrer Familie nach Alenςon. Die Martins haben weiterhin eine enge Freundschaft zu den Taillés gepflegt.
Rose Taillé starb am 17. Mai 1908.
Bisher konnte man das Haus der Familie Taillé nur von außen besichtigen. Der heilige Bezirk von Alenςon ist schon seit längerem dabei, dieses Haus zu renovieren, so dass es auch innen den Freunden der Familie Martin zugänglich gemacht werden kann.
"Jesus zeigt uns, dass es die kleinsten, aus Liebe getanen Handlungen sind, die sein Herz gewinnen ... Wenn es darauf ankäme, große Dinge zu vollbringen, wie sehr wären wir zu bedauern? ... Aber wie glücklich sind wir, weil Jesus sich durch die kleinsten Dinge fesseln lässt ..." (Brief von Therese an Léonie am 12. Juli 1896)
Wenn man heute vor diesem einfachen kleinen Bauernhaus steht und sich vorstellt, welch einfache Dinge mit den primitivsten Mitteln alltäglich verrichtet wurden, aber trotz ärmlicher Verhältnisse eine große und tiefe Herzlichkeit, selbstverständliche Hilfsbereitschaft und Gottesnähe herrschte, könnte man der Meinung sein, dass Thereses Spiritualität an diesem Fleckchen Erde ihren Anfang nahm: Handeln aus Liebe zu Gott.
Das renovierte Bauernhaus wurde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es kann von Mai bis Oktober an jedem ersten Sonntag im Monat von 14.00 bis 18.00 Uhr besichtigt werden.