Wallfahrt 2016

Wallfahrt mit Ordensleuten
Die meisten Leser werden die
Szene kennen, das Abendessen
hat sein Ende gefunden, der
letzte Schluck Rotwein wartet
darauf, getrunken zu werden.
Eine angenehme Stimmung
verbreitet sich - gesättigt der
Magen, müde die Füße und von
Eindrücken voll Kopf und Herz.
Da tritt eine der freundlichen
Schwestern ans Mikrophon und
lädt zum allabendlichen marianischen Gruß ein. Da wird der
ganze Speisesaal vom Lourdes-Lied erfüllt - vertraut klingt das
wiederholte Ave. Und heute
präsentieren sich weitere Sänger: Eine holländische Gruppe gibt ein niederländisches Marienlied zum Besten, unsere indischen Nazareth-Schwestern wollen dem nicht nachstehen und schon ergibt sich eine internationale Vergeschwisterung. Chinesische Pilger zücken ihre Fotoapparate, vom Tisch der Franzosen kommt Applaus.
Wenn ich mit diesem Erlebnis vom letzten Abend in der '"Ermitage" beginne, von unserer Wallfahrt nach Lisieux zu berichten, dann deswegen, weil dieses Erlebnis - so meine ich - sehr gut widergibt, was eine international verehrte Heilige, wie Therese vom Kinde Jesus und vom Heiligen Antlitz, zwischen uns Menschen auslöst. Sie bringt uns einander näher, hilft, kulturelle, nationale und dann und wann auch konfessionelle Grenzen zu überwinden. Unter diesem Zeichen war unsere kleine aber feine Pilgergruppe denn auch unterwegs. Pfarrer Klaus Leist aus St. Wendel lud indische Nazareth-Schwestern, welche in Limburg leben und arbeiten, so wie mich, ein Franziskanerbruder von der Mosel, ein, in und um Lisieux der heiligen Therese und ihren heiligen Eltern zu begegnen. Beeindruckend war vor allem das Geburtshaus in Alencon, die urige Kapelle "Notre Dame de Grâce" in Honfleur, der Karmel, die wunderschöne Basilika mit ihrer faszinierenden Krypta ... Ein Novum für alle war dabei: Wir besuchten Thereses Schwester Léonie, die in Caen auf die Seligsprechung wartet. An allen Tagen feierten wir Eucharistie an theresianischen Orten und fanden allmorgendlich Zeit, uns ins Morgengebet der Karmelitinnen einzuschwingen. Dank der kompetenten Übersetzerin und Assistentin Ilona Engel verlief die Pilgerreise ohne Komplikationen und vor allem ohne Verständigungsprobleme.
Die sechs Tage brachten uns alle der Heiligen näher; durch die aktuellen Predigten von Pfarrer Leist, die gemeinsamen Gebete, besonders die Zeit an den Schreinen, wo sich die Gebete der Pilger vereinen und der Segen besonders spürbar ist, wurde die Wallfahrt zur besonderen Gnadenzeit. Bestimmt klingt in den nächsten Wochen noch das "Ave" des letzten Abends nach, dann weht etwas vom Geist von Lisieux mit hinüber in unseren Alltag, wo die gewöhnlichen Samen des "kleinen Weges" in unseren Lebenswegen keimen - bescheiden und doch beseelt von einer mächtig kleinen Schwester.
Bruder Michael FFSC














